Wann stirbt das "Digitale Ich"?

Verstirbt ein Familienmitglied oder ein anderer nahe stehender Mensch, dann stellt sich im Zeitalter des Internet eine Frage, die früher noch nicht beantwortet werden musste: Wann stirbt das "Digitale Ich"?

Aktuelle Kommunikationstechniken bieten vielfältige Wege um mit Menschen in Kontakt zu bleiben. Sei es die persönliche E-Mail-Adresse, die Handy-Nummer oder der Eintrag in der Skype-Kontaktliste. Diese Einträge dienen der schnellen Kontaktaufnahme, im Falle des Todes eines Menschen werden sie - sobald der Blick über die eigene Freundesliste in der Kommunikationssoftware schweift - zum stetigen Erinnerungsanlass an die verstorbene Person.

Ist es eine Lösung, die Kontaktdaten früh nach dem Tod des betreffenden Menschen zu entfernen, um den Schmerz nicht immer wieder zurück zu holen? Oder fühlt sich das aktive Löschen einer Person aus der eigenen Freundesliste nicht an, wie ein nachträgliches Einverständnis mit dem Tod, wenn nicht sogar ein wenig wie ein digitaler Mord?

Wann ist es angebracht, den digitalen Kontakt endgültig zu löschen?

Eine Rolle spielt ganz sicher die Nähe des Menschen, den man verloren hat.
Je näher einem die Person stand, desto schwieriger wird die Frage zu beantworten sein. Früher gab es das Trauerjahr, welches gesellschaftliche Regeln und Gebräuche vorgab.
Nach einem Trauerjahr fühlt sich das Löschen der Daten ja vielleicht nicht mehr wie ein zweiter Tod an. Vielleicht ist der erste Todestag ein guter Tag, um das "Digitale Ich" los zulassen?

11.12.2007

Moin - hier Stephan aus Hamburg

Portrait Stephan Rothe

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